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20 Jahre Sendestart Radio Unerhört Marburg - Ausblick

Am 5. April 2017 feierte Radio Unerhört Marburg mit einem Empfang den Sendestart vor 20 Jahren.
Zu diesem Anlass durfte ich die Begrüßung und den Ausblick auf die nächsten 20 Jahre Radio vortragen.

Diese Reden findet ihr hier dokumentiert.

Die nächsten 20 Jahre RUM

Wir haben einiges gehört über die vergangenen 20 Jahre Radio Unerhört Marburg. Aber was erwartet uns in den kommenden 20?
Da ist zum einen die Digitalisierung des Rundfunks hin zu DAB+ und das damit verbundene Ende von UKW. Allerdings steht dieser Wandel schon seit vielen Jahren immer wieder im Raum, so dass ich glaube das RUM auch noch viele Jahre auf der bekannten Frequenz 90,1 MHz zu hören sein wird.
Wenn es aber soweit ist steht dem Radio eine spannende Diskussion bevor, denn wir brauchen dann ein neues Logo.
Die Digitalisierung stellt uns aber auch noch vor andere Herausforderungen im Radiobereich. Auch in der Radiotechnik geht der Trend hin zu Touchscreens und Beiträge, sowie Musik vom Computer abzuspielen. Es fasziniert uns einfach auf so den Bildschirm zu drücken und schon wird die gewünschte Aktion ausgeführt. Auch können wir endlich die Regler so anordnen und anzeigen lassen, wie man möchte und nicht wie es die Technik AG vorschreibt.
Die andere Seite der Medaille ist allerdings dass die Nutzung für Blinde und sehbehinderte Menschen nicht mehr möglich ist, ebenso wie für Menschen die mit Computer vielleicht nicht so affin sind. Diesen Spagat zu schaffen zwischen technischer Erneuerung und der Möglichkeit, dass alle unsere Radiotechnik nutzen können, wird spannend und bestimmt noch einige Köpfe rauchen lassen.
Nicht nur im technischen Bereich wandelt sich die Radiolandschaft. Heute ist es einfach seinen eigenen Webradiosender zu gestalten oder einen eigenen Podcast zu machen. Lokale Nachrichten finden ihren Platz auf Blogs und Mitmachplattformen im Internet. Unseren Platz in dieser vielfältigen Medienlandschaft zu finden wird eine der Herausforderungen für die nächsten Jahre sein.
Einen Platz zu finden in dem sich unsere Sendungsmachenden einbringen können und möchten ist ein ständiger Prozess in Vergangenheit und Zukunft. Wie kann Radio in Zeiten von Bachlor-Studium und veränderten Arbeitswelten bestehen und die Möglichkeit bieten nicht zur Sendung zu machen, sondern auch an der Struktur des Radios mitzuwirken, so wie es unser Anspruch seit der Vereinsgründung 1994 ist.
In dieser langen Zeit hat sich die Beteiligungsstruktur im Radio immer wieder angepasst und weiter entwickelt. Egal welche Probleme uns auch in Zukunft erwarten, alle sollen die Möglichkeit haben sich an der Diskussion über mögliche Lösungen zu beteiligen und bei der Umsetzung zu helfen.

Ein Problem ist leider schon heute klar und es ist schon klar das es darum keine leichte Antwort gibt. Medienkompetenz ist in Zeiten von ‚Fake News‘ eine immer stärkere Notwendigkeit, die Radio Unerhört Marburg gerne fördert und hilft sie zu bilden. Doch es zeigt sich, dass es schwieriger wird die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Sei es im finanziellen oder personellen Bereich, zeigt sich die Notwendigkeit dort eine auskömmliche Ausstattung zu haben um Menschen diese Kompetenz zu vermitteln. Weil Sendungsmachende ihre Arbeit ehrenamtlicher gestalten ist es um so wichtiger das sie die passende Unterstützung haben ihre Ideen bestmöglich umzusetzen. Dann haben beide Seiten etwas davon. Die Lokalradios vor Ort und die Menschen die vielleicht dann sogar für einen journalistischen Werdegang entscheiden.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Diese Zitat von Hermann Hesse beschreibt ein wenig die Anfänge von Radio Unerhört in unserem Funkhaus. Dieser Zauber ist in den letzten Jahren etwas verblasst, bekommt aber jetzt neue Energie.

Die kommende Sanierung unseres Funkhauses bietet uns die willkommene Gelegenheit die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen für die kommenden 20 Jahre freies Radio in Marburg. Denn auch wenn wir immer noch auf UKW senden, hat sich das wie wir senden doch stark geändert. Computer, Smartphones und das Internet ermöglichen es uns heute Sendung bequem zu Hause vorzubereiten und schon alle Beträge fertig auf einem USB-Stick zur Sendung zu haben.

Einhergehend damit stellt sich uns die Frage wie wir Räume in Zukunft nutzen möchten, bzw. nutzbar machen. Brauchen wir zum Beispiel noch eine Vorproduktion oder reicht einfach ein Computerarbeitsplatz? Diese Fragen für uns zu klären und dann auch mit der Stadt und allen anderen Beteiligten umzusetzen wird aufregend und vielleicht nicht immer leicht.

Ein konkreter Wunsch für die Sanierung steht auf jeden Fall schon fest, nämlich unser Funkhaus so zu gestalten, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität bei uns einfach und selbstständig Sendung machen können!

Ob der Zauber gewirkt hat und alle unsere Wünsche erfüllt hat, das zeigen wir dann bei unseren Feierlichkeiten zum 25-jährigen Vereinsjubiläum und natürlich auch in unserem Programm. So wie ich einige Sendungsmachende kenne wird es bestimmt ein akustisches Bautagebuch geben, so dass bestimmt mal Bauarbeiter auf Menschen mit Mikrofon treffen wird.
Aber was wünschen sich eigentlich die Menschen, die bei uns Radio machen für die kommenden 20 Jahren?
Für unsere Jubiläumssendung, die gerade jetzt, bei uns im Programm läuft, hat sich Caspar auf die Suche gemacht diese Wünsche zu sammeln.